ALS EHEPAAR AUF DEM WEG ZU GOTT

Josef Kentenich eröffnet mit seiner neuartigen „Werktagsheiligkeit“ einen spirituellen Zugang zu Gott über die unterschiedlichen Facetten von Bindung. Eine Anregung für Paare.

In einem Gebet zum Fest der heiligen Elisabeth heißt es: „Ihren Gatten liebte sie mit der ganzen Glut ihres Herzens. Als sie ihn durch den Tod verlor, folgte sie dem Ruf des Evangeliums.“ Eigentlich ist dieser Satz eine Diskriminierung der Ehe. Denn auch in der Ehe folgte sie dem Ruf des Evangeliums.

Heilige Ehepaare?

Papst Johannes Paul II. hätte gerne die Ehefrau von Niklaus von der Flühe – Dorothea – heiliggespro­chen, aber das Quellenmaterial war zu dürftig. Der Kölner Priester Helmut Moll hat sich die Mühe gemacht und die Kirchengeschichte durchforstet: Ehepaare, die gemeinsam als Märtyrer starben, gibt es viele. Aber Ehepaare, die als Ehepaare hei­liggesprochen wurden, muss man mit der Lupe suchen. Da gibt es die Be­rühmtheiten: das ungarische Königs­paar Istvan und Gisela, das deutsche Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde, in der Neuzeit die Eltern der hl. Therese von Lisieux, Marie und Louis Martin. Kann man als Ehepaar heilig werden?

Pater Kentenich erzählte den Ehepaaren in Milwaukee ge­nüsslich eine Anekdote vom späteren Papst Leo XIII: Ein berühmter Journalist war gestorben. Einer der Anwesenden reagierte mit folgendem Satz: „Nur schade, dass er in die Falle der Ehe getappt ist!“ Daraufhin antwortete der spätere Papst: „Sie meinen also, der Heiland hätte nur sechs Sakramente eingesetzt und eine Falle dazu getan!“

Bindung als Königsweg zu Gott

In der ersten systematischen Darstellung der Schönstatt-Spiri­tualität, die unter dem Titel „Werktagsheiligkeit“ 1937 veröffentlich wurde, wird diese definiert als die „gottgefällige Harmonie zwischen ganzheitlicher Gott-, Menschen- und Werkgebundenheit in allen Lagen des Lebens.“ Bedingt durch seine psy­chologische Begabung und seinen weiten spirituellen Horizont vollzog Kentenich damit eine „kopernikani­sche Wende“ in der Spiritualitätsge­schichte. Vertraten die klassischen Spiritualitäten vor allem den Weg der Bindung an Gott durch Lösung von den Geschöpfen, so betonte Kentenich die Bindung an die Geschöpfe als Königs­weg, um sich ganzheitlich an Gott binden zu können. Die Intensität und die Belastbarkeit der ehelichen Beziehung wird somit für Kentenich der Grad­messer der Heiligkeit.