Aufbrechen und neue Wege wagen

Wir gestalten heute unser Morgen. Dazu braucht es immer
wieder den Mut, aufzubrechen und etwas Neues zu beginnen – sei es beruflich, privat oder spirituell.
Was kann uns dabei stärken?

Ich mag meinen Beruf, aber seit einiger Zeit spüre ich immer deutlicher, dass er mich nicht mehr so ausfüllt wie früher“, erzählt eine Freundin und fährt fort: „Ich sitze viel am Schreibtisch, mir fehlt der direkte Kontakt mit Menschen. Immer öfter ertappe ich mich dabei, dass ich nach Alternativen Ausschau halte. Ich habe das Glück, dass ich nicht die Hauptverdienerin unserer Familie bin und nur in Teilzeit arbeite. Und die Kinder werden größer und immer selbstständiger. Was wäre, wenn ich mich neu orientiere, eine Zusatzausbildung mache? Lange rumort es schon in mir, denn ich weiß viel genauer, was ich nicht will als das, was ich will. Durch Corona habe ich Zoom kennengelernt und gemerkt, dass es auch viele Weiterbildungen online gibt. Und schließlich ist die Werbung einer Fernuniversität ins Haus geflattert und ich war sofort wie elektrisiert: Das ist es! Ich habe mich angemeldet und seit einem halben Jahr studiere ich nun wieder. Was ich anschließend damit mache, weiß ich noch gar nicht so genau. Aber ich freue mich, dass mir dadurch neue Wege offenstehen.“ Über eine Aufbruchserfahrung anderer Art lesen wir in einem Interview mit der heute 91-jährigen amerikanischen Ordensschwester Madonna Buder. Sie hat mit knapp 50 Jahren mit dem Joggen begonnen – und absolvierte mit 82 noch einen Iron-Man-Triathlon, als älteste Frau überhaupt. Sie sagt: „Um etwas Neues und Unbekanntes zu beginnen, braucht man meiner Erfahrung nach vor allem fünf Dinge: einen Traum, das Verlangen, sich diesen Traum zu erfüllen, Disziplin, um das Vorhaben durchzuziehen, dann Hingabe, um das Begonnene zu erhalten, und Mut, das Wagnis auf sich zu nehmen. So kann man alles lernen, egal was, davon bin ich überzeugt.“

Wir-Erfahrungen
Manchmal steht am Beginn einer Veränderung eine Unzufriedenheit, eine Sehnsucht oder ein Traum. Manchmal zwingen uns aber auch die äußeren Umstände zu einem neuen Weg, den wir uns nie freiwillig ausgesucht hätten: etwa eine Krankheit, ein Todesfall, der plötzliche Verlust der Arbeitsstelle oder eine Ehekrise. Egal ob aus freien Stücken oder gezwungenermaßen: Beim Aufbrechen und Neuland-Betreten tut es gut, nicht allein zu sein. Es hilft, sich auf unbekanntem Terrain verbunden zu wissen mit Gott und mit Menschen, die mitgehen. Gemeinsam fällt vieles leichter – das ist eine „Wir-Erfahrung“.
Dass Gott ein „Ich-bin-da“ ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, die er mit uns Menschen schreibt. Wenn wir in die Bibel schauen: Da ist zum Beispiel Abraham, der seine Heimat zurücklässt und loszieht, weil Gott ihm ein neues Land verheißen hat.
Oder Mose, der mit dem Volk Israel aufbricht und sich auf den Weg macht dorthin, wo Milch und Honig fließen. Da sind die Jünger, die ihre Familien und ihren Beruf stehen und liegen lassen und mit Jesus gehen …

Sie alle können aufbrechen, weil sie darauf vertrauen, dass Gott auf diesen neuen Wegen mit ihnen ist. Sie wagen den Schritt ins Ungewisse – und machen die Erfahrung, dass ihr Glaube sie trägt und sie mit Gott durch das Meer und sogar über das Wasser gehen können.

Beziehungen, die tragen
Ein Familienvater erzählt: „Bei meiner letzten Arbeitsstelle musste ich für einige Monate ins Ausland. Das war für mich eine riesige Überwindung – ich bin sehr bodenständig und gehe nicht gern auf Reisen.
Und vor der langen Trennung von meiner Familie hatte ich richtig Angst. Ich wusste nicht, was das psychisch mit mir machen würde. Ich habe mich sehr widerwillig auf dieses „Abenteuer“ eingelassen, hatte einfach keine Alternative. Die Zeit wurde dann zu einer ganz prägenden Erfahrung für mich, aber im positiven Sinn. Das habe ich meiner Frau zu verdanken. Durch ihre Briefe und die gemeinsamen Telefonate habe ich eine starke Verbundenheit mit ihr und den Kindern erlebt und hatte regelrecht das Gefühl, meine Familie trägt mich durch diese Monate. Davon zehre ich noch heute.“
Beziehungen können tragen, gerade in unsicheren, fordernden Situationen. Familie, Freunde, Gleichgesinnte im Glauben – gemeinsam mit ihnen bilden wir ein Beziehungsnetz, an dem wir immer weiter knüpfen können. Gemeinsam sammeln wir Wir-Erfahrungen und stärken unsere Verbundenheit. Und gemeinsam gelingt es leichter, neue Wege zu gehen und mutig unser Morgen zu gestalten.

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